HUTTENTOCHT LUKMANIER - OBERALPPASS

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IN DREI TAGEN VOM LUKMANIER ZUM OBERALPPASS

Beim Einsteigen in eine weitere Etappe des Weitwanderns in Graubünden begeistern fast unwirklich schöne Bergseen, in ihrer Kargheit märchenhaft wirkende Gerölltäler und der ständig sich verändernde Himmel an der Wetterscheide zwischen Alpennordseite und Alpensüdseite die Sinne. Gleichzeitig begegnet der Bergwanderer auch zahlreichen menschlichen Eingriffen in die Natur wie Strassen, Schiessplätzen und Wasserkraftwerken.

DIE ROUTE

1. ETAPPE

Val Medel - Val Cristallina - Capanna Boverina (4,5 Stunden).

Eine schöne Bergwanderung über einen aussichtsreichen Pass. Vom Ausgangspunkt Fuorns (1486 m) in dem zum Lukmanierpass emporführenden Val Medel durch das Val Cristallina und über den Pass Cristallina (2398 m). Dies bedeutet 912 m Aufstieg. Pass Cristallina - Capanna Boverina (1870) erfordern 528 m Abstieg.

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Der Schiessplatz im Val Cristallina ist seit 1990 in Betrieb, grosse Tafeln am Eingang geben über die Schiesszeiten Auskunft. Das Gelände dient der Erprobung neuer Waffensysteme und wird nur wenige Wochen im Jahr genutzt. Der Zustieg durch das öde militärische Testgebiet lässt nicht erahnen, welch einzigartig-idyllische Naturlandschaft den Wanderer nördlich und südlich des Cristallina-Passes erfreut. Unglaublich schön liegt wenig unterhalb der Passhöhe der Lago Retico: Er befindet sich zwar knapp hinter der Kantonsgrenze und somit schon auf Tessiner Boden, ist aber von der Passhöhe (GR) aus am eindrücklichsten anzusehen. Der SAC-Clubführer nennt den Lago Retico sogar «einen der schönsten Bergseen der Alpen». Am Horizont steht die Kette der Bündner Berge vom Piz Terri über Piz Scharboda und Grauhorn bis zum Rheinwaldhorn, und der Blick schweift noch weiter ins Bleniotal hinunter und hinaus ins Tessiner Gipfelmeer.

Besondere Vorsicht ist wegen des militärischen Schiessbetriebs geboten: Das Val Cristallina ist ein militärischer Test-Schiessplatz. Schiessanzeigen im Lukmanier-Hospiz, in den SAC-Hütten sowie die lnfotafel am Taleingang beachten. Telefonische Auskünfte: 081/664 15 85, Fax 081/66417 25. Auch im Val Maighels wird sehr oft geschossen.

Unterkunft:
Capanna Boverina, UTOE-Sektion Bellinzona. 30 Plätze.
Telefon Hütte: 091/872 15 29.
Hüttenwart Michael Reiter, 6822 Arogno.
Telefon./Reservation: 091/649 80 70, Natel 079/621 23 62.
Die 1997 neu erbaute Hütte liegt wenig oberhalb des Waldrands auf der Alpe di Boverina.

2. ETAPPE

Capanna Boverina - Lukmanierpass - Val Cadlimo (5,5 bis 6 Stunden)

Abwechslungsreiches Auf und Ab am Schnittpunkt von Bündner, Tessiner und Urner Alpen. Capanna Boverina (1870 m) - Passo di Gana Negra (2463 m) verlangen 593 m Aufstieg, dann folgen 548 m Abstieg zum Lukmanierpass (1915 m). Durch das Val Cadlimo stehen nochmals 656 Meter Aufstieg zur Capanna Cadlimo (2570 m) an.

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Die Landschaften zwischen Boverina- und Cadlimohütte sind von grossen Gegensätzen geprägt: Von der Boverinahütte mit Blick in die Tessiner Alpen über den Passo di Gana Negra zum Lukmanierpass wandert man weitgehend über karge Alpweiden. «Gana», «Ganda» und «Gonda» sind uralte, aus vorrömischer Zeit stammende Wörter, die «Geröll» bezeichnen. «Gana Negra» bedeutet also schwarzes Geröll. Das vom Lukmanier westwärts sich hinziehende Val Cadlimo hingegen ist ein helles Alptal mit Steilstufen und Ebenen, kleinen Mooren und verträumten Seen, mit Höckern und Grasflecken, wo halbverwilderte Schafe sich den ganzen Sommer über ihre Nahrung suchen. Besonders spannende Erlebnisse vermittelt hier das Wetter. Die südseitige, gleichzeitig alpenkammnahe Lage des Val Cadlimo wirkt sich aus. Am gleichen Tag kann die Sonne scheinen, kann es regnen, Nebel haben oder schneien. Der Hüttenwart der Cadlimohütte sagt dazu: «Unser Wetter wird vom Wetterbericht nie vorausgesagt.»

© L.A.W.V.VIA-VIA Unterkunft:
Capanna Cadlimo, SAC-Sektion Uto. 52 Plätze, davon 18 im Winterraum, dazu 18 Schlafplätze in der Dependance. Bewartet Juli bis September, ausserhalb dieser Zeiten nach Vereinbarung.
Telefon Hütte: 091/869 18 33.
Hüttenwart Erich Rüegsegger, 6781 Madrano/Airolo.
Telefon/Reservation: 091 880 50 31

Die gemütliche Hütte liegt auf einer felsigen Terrasse am SW- Fuss des Piz Curnera.

3. ETAPPE

Val Cadlimo - Val Maighels - Maighelshütte - Oberalppass (4,5 bis 5 Stunden)

Stille Wanderung im «steinreichen» Berggebiet an der Nord-Süd-Wetterscheide. Von der Capanna Cadlimo 230 m Abstieg zur Verzweigung an der Sotto Bochetta di Cadlimo (2340 m), dann 291 m Aufstieg auf den Passo Bornengo (2631 m) und 322 m Abstieg zur Camona da Maighels, bzw. 587 m zum Oberalppass (2044 m). Der Abstecher zum Lai da Tuma erfordert einen zusätzlichen Aufstieg von ca.150 m.

Tiefe, einsame Täler, stille Bergseen, kleine Gletscher und wenig besuchte Gipfel schaffen im äussersten Südwesten Graubündens eine eigene, besonders reizvolle Stimmung. Es ist ein Gebirge, in das man «sich verlieben und verlieren kann», wie die Walser Dialektautorin Anna Maria Bacher in einem ihrer Gedichte schreibt. Wenn dann noch Nebelschwaden um die Grate streichen, etwas, das hier an der Schnittstelle zwischen Alpennord- und Alpensüdseite nicht selten vorkommt, fühlt man sich zwischen Cadlimohütte und Passo Bornengo (2691 m) wie in einem Kriminalfilm.

Variante über den Piz Borel (2951 m): Von der Cadlimohütte kann man über grobe Felsblöcke leicht den Piz Borel erklimmen. Vom Gipfel steigt man auf den Glatscher da Maighels und das sich daran anschliessende Moränengeröll hinunter ins Val Maighels. Eine lohnende Gipfeltour für gute Berggänger bei sicheren Verhältnissen. Auskunft beim Hüttenwart in der Cadlimohütte.

Im Nord-Süd verlaufenden Val Maighels geht es an der Maighelshütte SAC vorbei Richtung Oberalppass. Auf einem kleinen Umweg über die ostorientierten Hänge des Rossbodenstocks erreicht man auf 2345 m, eingefasst von steilen Bergflanken und Geröll, einen in der Sonne glitzernden Bergsee - den Lai da Tuma. Man nennt ihn poetisch «Wiege des Vorderrheins». Hier entspringt als kleiner Bergbach jener Fluss, der durch grosse Teile Europas führt und nach 1320 Kilometern als mächtiger. Strom bei Rotterdam ins Meer mündet: der Rhein.

Unterkunft:

Camona da Maighels, SAC-Sektion Piz Terri.
85 Plätze. Von Januar bis März und Juli bis November während der ganzen Woche bewartet; während der übrigen Zeit an Wochenenden.
Telefon Hütte: 081/949 15 51

Hüttenwart Maighelshütte
Pia und Bruno Honegger
Tgesa Scaletta
7188 Sedrun.
Telefon/ Reservation: 0811949 18 50.

Die Hütte liegt auf einer kleinen Terrasse am südwestlichen Ausläufer des Piz Cavradi. Ausserdem zwei Gasthäuser am Oberalppass.
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KARTEN UND FÜHRER:

- SLK 1:25000, Blatt 1212 Amsteg
- SLK 1:25000, Blatt 1232 Oberalppass
- SLK 1:25000, Blatt 1252 Ambri-Piotta
- SLK 1:25000, Blatt 1253 Olivone
- SAW 1:50000, Blatt 256T Disentis/Mustér
- Clubführer Bündner Alpen 2
- Alpinwandern Graubünden (SAC-Verlag, 2. Auflage, 2000)



Lange Afstand Wandelvereniging "VIA-VIA".

Gegenereerd op 10-10-2000 door C.P.J. Aerssens